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INFORMATIONEN ZU HOMOEOPATHY UND NATURHEILKUNDE
und
naturheilkundlich unterstützender Krebstherapie

von Dr. med. Johann Josef Kleber

 

 

DARMSANIERUNG
MIKROBIOLOGISCHE THERAPIE

von JJ Kleber

Die mikrobiologische Therapie (Darmsanierung, Symbioselenkung, probiotische Darm- Therapie) soll eine gesunde Darmflora erhalten oder wiederherstellen und dadurch die Darmschleimhaut schützen und das mit dem Darm assoziierte Immunsystem stabilisieren oder stimulieren. Die hierbei zugeführten Probiotika sind definiert als Mikroorganismen die nach oraler Zufuhr in genügender Anzahl in lebensfähig aktivem Zustand den Darm erreichen, und im Darm für die Gesundheit positive Effekte erzielen [6]. Oft sind diese Mikroorganismen in frementierten Milchprodukten enthalten (z. B. Lactobacillus acidophilus, L. rhamnosus, L. casei; Bifidobacterium bifidus), teilweise aber auch in Nahrungsmittelzusätzen oder pharamazeutischen Präparaten (z.B. Saccharomyces boulardii, Escherichia coli Stamm Nissle; Enterococcus faecium) [6, 13].

VOBEUGUNG von REISEDURCHFALL  und anderen bakteriellen Darminfekten
Die Zufuhr von “probiotischen” Darmkeimen ist eine der besten und gesündesten Arten einer Darminfektion oder eine Reisediarrhö völlig nebenwirkungsfrei vorzubeugen, oder selbst bei schon entwickeltem Durchfall, die Erkrankung positiv zu beeinflussen. Ist eine Antibiotika-Therapie bei Durchfall nicht indiziert oder sogar schädlich, wie bei allen viralen Diarrhöen, etlichen bakteriellen Diarrhöen (EHEC, nicht fieberhaften Salmonellen u.a.), sind die Gabe von Probiotika und große Trinkmengen (2-4 l/Tag) sogar die einzigen Möglichkeiten die pathologische Keime zu vermindern zu versuchen (für EHEC ist schulmedizinisch keine spezifische Behandlung bekannt: “Die Behandlung der Krankheitssymptome kann nur symptomatisch erfolgen. Eine antibakterielle Therapie ist nicht angezeigt” Ratgeber des Robert Koch Instituts zu EHEC Mai 2011 vom Jan. 2008 aus Internet RKI).

INDIKATIONEN für Probitotika
Gut untersuchte und wissenschaftlich belegte Gesundheitseffekte bei Gabe von Probiotika sind Vorbeugung und Milderung von etlichen bakteriellen und vor allem Antibiotika verursachten Durchfall- Erkrankungen. Unterstützend wirken Probiotika in der Behandlung chronisch entzündlicher Darmerkrankungen (auch Colitis ulcerosa, Morbus Crohn), in der Therapie des Reizdarmsyndroms  und in der Krebsprävention durch Verminderung von schädlichen bakteriellen Stoffwechselprodukten. Nachgewiesen sind die Wachstumshemmung etlicher pathogener Keime (z.B. Helikobakter pylori, Salmonellen, pathologische Coli-Bakterien u.a.); erreicht wird oft eine Normalisierung von Stuhl- konstistenz und Darmpassagezeit und zusätzlich erreicht ein positiver Einfluss auf die Körperabwehr und auf allergische Hauterkrankungen [6, 8,9,10,11,16].
Der positive Effekt auf entzündliche Darmerkrankungen (Morbus Crohn und Colitis ulcerosa)  [6, 7] beruht wohl teils auf der Verminderung pathogener Darmbakterien, wie auch der Wiederherstellung der gesunden Darmflora, und der immunmodulierenden Wirkung [7]; diese immunmodulierende Wirkung der mikrobiologischen Therapie ist die hauptsächliche Erklärung für die unterstützende Heilwirkung einer probiotischen Therapie bei Infektabwehrschwäche [9,10], Allergien [11, 12], Autoimmunerkrankungen und eventuell auch Krebs.
Leichte chronische gastrointestinale Störungen können durch mikrobiologische Therapie oft behoben oder zumindest gebessert werden, leicht gebessert werden sogar die Beschwerden bei Laktoseintoleranz  (z.B. durch enzymatisch aktives Sacharomyces boullardii).
WIRKMECHANISMEN: Als Wirkmechanismen von Probiotika wurden gefunden Produktion und Sekretion von bakteriziden Substanzen wirkend vor allem gegen pathogene Darmkeime, Produktion und Sekretion von Enzymen (verbessern Verdauung) und Sekreten, die die Körperabwehr steigern, die das Anheften pathogener Keime an Darmzellen behindern, die das Wachstum der Darmzellen fördern und deren Zusammenhalt verbessern (Stärkung der Darmbarriere) [16].

GASTROENTEROLOGISCHE SPEZIAL-DIAGNOSTIK
Bei stärkeren und bei allen lange bestehenden Magen-Darm-Problemen ist aber eine spezielle gastroenterologische Diagnostik nötig zum Ausschluss von Tumoren, von Colitis und Morbus Crohn, von chronischen Infektionen (Lamblien, Amöben, Syndrom der blinden Darmschlinge, Darm-TBC), von Unverträglichkeit gegenüber Nahrungszusatzstoffen (z.B. Glutamat, Konservierungsstoffe, Sulfit). Ausgeschlossen sollten werden Nahrungsintoleranzen durch angeborene oder erworbene Enzymdefekte mit Intoleranz von Lactose (Milchprodukte), Fruktose (Früchte), Sorbit (einige Früchte) Salizylat (Kartoffel, Pfeffer, Arzneimittel) und Histaminintoleranz (allergieänhnliche Reaktion auf etliche lang gelagerte Lebensmittel wie alter Käse, alter Rotwein). Außerdem auszuschließen sind die seltener vorkommenden Nahrungsmittel-Allergien (z.B. Gluten, andere Getreide, Soja, Milch, Ei, Nüsse, Fisch, Krustentiere u.s.w.), die als Allergien vom Soforttyp (IgE) imponieren können, aber auch vom Latenztyp mit verspäteter Reaktion nach Stunden bis zu 1-2 Tagen (komplementvermittelte, durch Antigen-Antikörper-Komplexe, und auch Zell vermittelte Allergien) [14] (gute Übersichtsarbeit im Deutschen Ärzteblatt). [14,16]
Bei NAHRUNGSUNVERTRÄGLICHKEIT und -ALLERGIE  sollte vor allem auf  die Vermeidung der unverträglichen Nahrungsanteile geachtet werden;
Probiotika können hier wahrscheinlich zusätzlich helfen, durch Abdichtung der Darmmukosa, durch Verbesserung der Darmbesiedelung, aber Therapieentscheidend ist die Berücksichtigung der jeweils  vorliegenden Unverträglichkeit (z.B bei Milcheiweißallergie keine aus Milchprodukten gewonnenen Präparate, bei Glutenunverträglichkeit keine Getreideprodukte auch kein Kanne-Brotdrunk).
Auch die später geschilderten Prinzipien der darmfreundlichen Ernährung sind besonders auf Verträglichkeit zu den jeweils zu vermeidenden Nahrungsmitteln zu prüfen.

KONTRAINDIKATIONEN: Bei allen Krankheiten mit stärkerer Immunschwäche (während Chemotherapie, AIDS, andere Immunschwächen) sollen keine medizinalen Präparate mit lebenden Probiotika eingenommen werden, ohne dass dies der die Immunschwäche schulmedizinisch behandelnde Arzt ausdrücklich empfiehlt; bei sehr abwehrgeschwächten Patienten kamen Blutinfektionen durch ansonsten harmlose Sacharomyces-Arten vor. Dies gilt nicht für fermentierte Milchprodukte (Jogkurt, Buttermilch), da hier keine so hohe Keimzahl vorliegt.

DARMSANIERUNG  ALS  SPEZIELLE  THERAPIE

Werden Probiotika zur Durchfallprophylaxe oder zur allgemeinen Verbesserung von  Gesundheit und Wohlbefinden eingesetzt, ist keine spezielle Diät nötig und vor allem keinerlei Vorbehandlung. Die weiter unten beschriebene Darmschleimhaut schützende Ernährung, oder auch eine allgemein gesunde Diät sind aber sicher zusätzlich förderlich. Wenn eine stärkere Wirkung von Probiotika gewünscht wird, sollte zu Anfangs ein Präparat mit dem Pilz Saccharomyces boulardii mit probiotischen Darmkeimen kombiniert werden; im Verlauf kann das Saccharomyces-Präparat abgesetzt werden und bei besondere Belastung neuerlich dazu genommen werden.
Soll aber die DARMSANIERUNG als spezielle Therapie-Methode angewandt werden für Verdauungs- probleme, in Zusammenhang mit einer Fastentherapie oder zur besonders gezielten Immunmodulation wird oft ein mehrstufiges Verfahren empfohlen. Eine schulmedizinische Untersuchung beim speziell mit Nahrungsmittelunverträglichkeiten erfahrenen Gastroenterologen ist hier vorteilhaft.

Vorbehandlung: Zu Beginn einer mikrobiologischen Therapie kann durch Einnahme von nicht pathogenen Hefen (Saccharomyces boulardii z.B. in Perenterol®) und eventuell zusätzlich Darmspülungen (mit Arzt besprechen) versucht werden eine eventuell vorhandene pathogene Keimflora zu vermindern. Diese Vorphase wird um so länger nötig sein (1-2 Wochen), je mehr Hinweise auf eine pathogene Darmbesiedelung vorliegen (vorrausgegangene Antibiotikatherapie, nach akuter oder bei chronischer Diarrhö, Abdominalprobleme nach Auslandsaufenthalt, viele und sehr stinkende Blähungen, entzündliche Darmerkrankungen). Eine Behandlung mit diesen nicht pathogenen Hefepilzen kann gefahrlos durchgeführt werden (auch längere Zeit, für 1 Monat und länger), solange keine starke Immunschwäche vorliegt (Chemotherapie, AIDS, andere Immunschwächen).
Schon während dieser Vorbehandlung ist eine Ernährungsumstellung auf gemüsereiche und faserhaltige Kost hilfreich, und auch die Zufuhr  von mehrmals täglich kleiner Menge milchsäurereicher Kost (Joghurt mit Bifidus- und Laktobakterien, Kefir, Brottrunk, Sauerkraut soweit verträglich); wichtig ist, dass nur Nahrungsmittel gegeben werden, die auch gut vertragen werden und dass bei Gabe von milchsäurehaltigen Nahrungsmitteln keine Laktat-Unverträglichkeit vorliegt (gegebenen Falls Spezialuntersuchungen beim hierin erfahrenen Gastroenterologen).

Fastentherapie: Bei einer geplanten “Darmsanierung” ist ein vorheriges Heilfasten besonders effektiv (z.B. Buchingerheilfasten), das aber bei vorliegender Krankheit nur unter ärztlicher Aufsicht erfolgen soll. Vor der Fastentherapie wird oft empfohlen eine Darmreinigung durchzuführen auch um sogenannte " Giftstoffe”aus dem Darm zu entfernen, hierbei ist ärztliche Überwachung noch dringender zu empfehlen, um Störungen der Blutzusammensetzung zu überwachen und zu behandeln (Salze = Elektrolyte, Anstieg der Harnsäure) und um Verschlimmerungen einer bestehenden Krankheit richtig einzuschätzen und nötigenfalls zu behandeln (Zunahme von Beschwerden in den sogenannten “Fastenkrisen”). Die Gabe eines darmreinigenden Pilzes z.B. Saccharomyces boulardii (Perenterol®) sollte schon vor dem Fasten erfolgt sein, die Gabe von Probiotika wird erst bei dem Wiederaufbau der Nahrungseinnahme sinnvoll sein. Doch sollte so spezifisches Vorgehen nur unter ärztlicher Überwachung geschehen und gleich die Einführung und Einübung einer bessern Ernährungsweise beinhalten (Diätberatung).

Darmschleimhaut schützende Ernährung: Zum Erzielen der gewünschten eubiotischen (darmfreundlichen) Keimflora gilt als Basistherapie eine Ernährung mit pflanzenreicher balaststoffreicher Kost; falls die Ernährungsweise total umgestellt werden muss, soll dies schrittweise erfolgen und zumindest zu Anfangs muss Gemüse wegen der Verträglichkeit gut gekocht werden. Rohkost und auch zu großer Anteil an Vollkornprodukten ist für viele Menschen nicht gut verträglich (Blähungen, Völlegefühl, Bauchschmerzen) und sollte nur langsam begonnen werden und bei bleibender Unverträglichkeit ist gut gekochtes Gemüse und blanchierter Salat genauso gesund (Nahrungsmittel-Supplemente ersetzen beim Kochvorgang zerstörte Vitamine). Bei der Gluten-Enteropathie sind Getreide-Vollkorn- Produkte  höchst schädlich und absolut zu vermeiden, bei Fruktose-Intoleranz viele Obstsorten und bei anderen Nahrungsmittelunverträglichkeiten bestimmte oder sogar alle Milchprodukte. Daher ist bei schon lange bestehenden schweren Verdauungsstörungen vor einer Diätumstellung eine gute Nahrungsmittel-Verträglichkeits-Untersuchung beim entsprechend ausgebildeten Gastroenterologen wichtig; niemals sollten Diätempfehlungen wegen ideologischer Voreingenommenheit (Rohkost, Trennkost, Obst u.s.w.) erzwungen werden, ohne die individuelle Reaktion des Patienten zu beobachten und zu beachten.
Generell schädlich für die gesunde Darmflora und daher immer zu vermeiden (oder nur eingeschränkt zulässig)  sind alle Produkte mit schnell spaltbaren Kohlehydraten (Zucker, Schokolade, Weißmehl-Backwahren wie Brötchen, Baguette, Kuchen); auch Fleisch und tierisches Fett sollte nur in Maßen genossen werden.

SYMBIOSELENKUNG
Die klassische Symbioselenkung beinhaltet eine besondere therapeutische Vorgehensweise der mikrobiologischen Therapie, die früher gerne empfohlen wurde zur Normalisierung einer stark gestörten Darmflora; heute halte ich eine Kombinationstherapie von Perenterol und probiotischen Darmkeimen (aus unterschiedlichen Joghurt und nötigenfalls Zusatzpräparaten wie Lactobact omni FOS) für überlegen halten.
Bei der klassischen Symbioselenkung wurden in einer Vorphase über 4-6 Wochen nicht lebensfähige abgetötete Keime oder Bakterienautolysate verabreicht (z.B. Colibiogen, Prosymbioflor, 2x 1 Tropfen pro Tag langsam ansteigend auf 2-3x täglich 5-20 Tropfen); dies sollte den Darm vorbereiten, um dann in der Phase I einen vermehrungsfähigen Keim (z.B. Symbioflor I) an zu bieten und später in der Phase II mehrere vermehrungsfähige Darmkeime (z.B. Symbioflor I + II oder Symbioflor I  + Mutaflor). Die Menge der zugeführten Kulturen oder Bakterienlysate wurden jeweils langsam gesteigert, um unangenehme gastrointestinale Symptome zu vermeiden. Eine  Darmsanierung nach diesem Vorgehen dauerte früher drei bis sechs Monate und beseitigte chronische Darmprobleme trotzdem häufig nicht. Sicher ist heutzutage bei chronischen Magen-Darmproblemen eine moderne Diagnostik auf Nahrungsmittelunver- träglichkeit und  Nahrungsmittelallergien mit dann spezifischer Diät aussichtsreicher.

 

MIKROBIOLOGISCHE PRÄPARATE

Eubiotische Darmflora aus Nahrungsmitteln: Liegt keine spezielle Unverträglichkeit vor, sind alle für den einzelnen verträglichen Produkte mit milchsäurebildenden Bakterien- Kulturen (Joghurt, Kefir, Brottrunk, Sauerkraut) höchst willkommen, da die Milchsäure das Darmmilieu für pathogene Keime unverträglich ansäuert und für die Darmschleimhaut neben anderen kurzkettigen Fettsäuren als wichtige Energieträger dienen [13]. Diese natürliche Form der mikrobiologischen Therapie mit  unterschiedlichen Joghurtprodukten mit jeweils unterschiedlichen Bakterienkulturen ist nach meiner Meinung solange  pharmazeutischen Bakterienkulturen vorzuziehen, solange nicht besondere Situationen eine höhere Probiotika-Konzentration wünschenswert erscheinen lassen, oder der betroffene Patient eine Milchprodukte-Unverträglichkeit hat. Auf die Zufuhr unterschiedlicher Keim- Kulturen sollte geachtet werden (unterschiedliche Sauermilch-Produkte), da in Untersuchungen verschiedene Probiotika unterschiedliche biologische Wirkungen zeigten [11, 12, 13].
Beispiele von handelsüblichen Milchprodukten die für die Darmflora gesunde Milchsäurebildner enthalten:
Aktimel (Lactobacillus casei defensis), Yakult (Lactobacillus casei shirota); Buttermilch und normaler Bio-Joghurt (meist Lactobacillus acidophilus und Bifidobakterium bifidum); Kefir (Lactobacillus acidophilus, teils zusätzlich L. bifidus + L. caucasicus, typischerweise zusätzlich die Hefe Sacharomyces kefir); andere darmgesunde kurzkettige Fettsäuren sind enthalten in Kombucha aus gezuckertem Tee (als Hefepilze Saccharomyces-Arten, als Bakterien Acetobacter-Arten).
Nichts von diesen Produkten sollte im Übermaße genossen werden (vor allem nicht der essigsäurereiche Kombucha) und möglichst abwechslungsreiche Nahrungswahl erfreut nicht nur den Gaumen, sondern führt auch unterschiedliche Bakterienkulturen zu.

Eubiotische Darmflora aus mikrobiologischen Pharmaka-Präparaten: Sollen Probiotika in höherer Dosierung eingenommen (Durchfallprophylaxe, während oder nach Antibiotikatherapie, Darmentzündungen oder funktionelle Darmbeschwerden) wird man auch zu pharmazeutischen Probiotika-Präparaten greifen. Außer bei Saccharomyces boulardii sind in den pharmazeutischen Probiotika meist mehrere verschiedene probiotische Darmkeime enthalten. Auch bei Einnahme dieser Präparate ist eine für die physiologische Darmflora gesunde die Ernährung wichtig, damit sich die Keime gut vermehren können und sich das  Darmmilieu mit Milchsäure produzierenden Keimen stabilisiert. Entsprechende Präparate mit überlebensfähigen Keimen sind Perenterol®, Lactobact omni FOS ®, Mutaflor, Omniflora.
Präparate aus abgetöteten Keimen Prosymbioflor, Colibiogen, Hylak plus sollen vor allem spezifische Abwehrreaktioen erzeugen im Darm oder auch  in anderen Organsysteme zu erzeugen (Uro- oder Bronchovaxom ®); diese Wirkungen sind weniger untersucht und weniger abgesichert als die Wirkung der oben genannten überlebensfähigen Probiotika.
Als Nebenwirkungen der Präparate mit Lysaten aus pathogenen Bakterien (Uro-vaxom, Broncho-vaxom) sind zu befürchten und auch berichtet allergische Reaktionen (Hautrötung, Quinckeödem, Asthmaanfall), und eventuell auch immunologische Reaktionen (Gelenkschmerzen)  [15]. Daher sind diese Präparate wenn überhaupt nur unter strenger ärztlicher Kontrolle anwendbar.

 

EINZELBESCHREIBUNG  VON  PROBIOTIKA

SACCHAROMYCES BOULARDII (Perenterol®): Es handelt sich um nicht pathogene gefriergetrocknete Hefe-Zellen von Saccharomyces boulardii, die wegen Resistenz gegenüber der Magensäure nach der Magenpassage in Dünn- und Dickdarm lebens- und vermehrungsfähig bleiben. Diese Hefen erhöhen an der Darmwand die Aktivität von zucherspaltenden Enzymen (u.a. Lactase, Sukrase, Maltase, Trehalase) teils durch Sekretion der Hefe, teils durch Stimulation der Darmzellen-Sekretion. Außerdem werden Enzyme (Phosphatasen, Aminopeptidasen) sezerniert, die etliche bakterielle Endotoxine inaktivieren und Polymanine synthetisiert (Spermidine, Spermin), die Reifungs- und Erneuerungsprozesse der Dünndarm-Schleimhautzellen stimulieren (Erhöhung der DNS- , Protein- und Enzym-Synthese). Erhöhte Expression eines Immun- Rezeptors auf der Mukosazelle führt zu erhöhter IgA-Sekretion [1]. Pathogene Bakterien haften über Lektinrezeptoren an der äußeren Saccharomyces-Zellmembran und werden so inaktiviert und mit dem Darm ausgeschieden [5b];  Saccharomyces boulardii steigert die fäkale Konzentration von kurzkettigen Fettsäuren, die wichtig sind für die Darm-Schleimhaut Erneuerung und die Wasser- und Elektrolytresorption [5b].
Nach oraler Einnahme von Saccharomyces boulardii wird schnell eine konstante Konzentration lebender Hefezellen im menschlichen Darm erreicht, die sich nicht dauerhaft einnisten und nach Therapieende innerhalb weniger Tage mit dem Stuhl vollständig ausgeschieden werden.
All diese Mechanismen haben positive Effekte bei bakteriellen Diarrhöen, vermindern die Anzahl pathogener Keime, schwächen die Wirkung deren Toxine ab und schützen die Darmschleimhaut.
Indikationen: für alle im Folgenden genannten Indikationen ist die Wirksamkeit der oralen Gabe von Saccharomyces boulardii (250-500 mg/d) als alleinige oder zusätzliche Therapie in anerkannten klinischen Studien belegt [1]:
Vorbeugung bzw. Therapie von Durchfall und pathogener Darmbesiedelung während bzw. nach Antibiotikatherapie; (Zusatz-)Therapie bei akuter Enteritis durch Viren, Helikobakter pylori, Clostridium diffizile, Reisediarrhoen; Durchfälle bei Sondenernährung und allgemein chronisch persistierender Durchfall;  Zusatztherapie bei Amöbiasis, Giardiasis, HIV assoziierten Durchfällen,  Morbus Crohn und Colitis ulcerosa [1]
Kontraindikationen und Nebenwirkungen: Gelegentlich verstärkte Blähungen, selten Allergien und in Ausnahmefällen nur bei Patienten mit zentralem Venenzugang Fungämie (war immer gut therapierbar);
als KONTRAINDIKATION daher kein Perenterol bei zentralem Zugang (d.h. nicht bei Post-Patienten) [5b].

 

ARZNEILICHE PRÄPARATE aus PROBIOTISCHEN  KEIMEN

Lactobact omni FOS: enthält Lactobacillus acidophilus (Milchsäurebildner, erzeugt antibakterielle Substanzen), Enterococcus faecium (Vancomycin empfindlicher Milchsäurebildner, erzeugt antibakterielle Substanzen), Lactobacillus salivarius (robustes Wachstum, erzeugt antibakterielle Substanzen), Lactococcus lactis (starke Damwandhaftung, Nisinproduzent), Lactobacillus casei (immunstimulierned, antikanzerogen), Bifidobacterium (bereitet Neukolonisation guter Darmbakterien vor) [5a].

Mutaflor ®: Escherichia coli Stamm Nissle entsprechend 2,5 – 25 Billionen vermehrungsfähige Keime; nach medizinischer Fachinformation zugelassen zur Therapie bei chronischer Verstopfung und zusätzlichen Therapie bei Kolitis ulceraosa

Omniflora ®: überlebensfähige Milchsäurebakterien Lactobacillus grasseri und Bifidobacterium longum

Symbioflor I ®: Zellen und Autolysat von Enterococcus faecilis

Symbioflor  II ®: Zellen und Autolysat von  Eschirichia Coli

 

PRÄPARATE  mit NICHT LEBENSFÄHIGEN KEIMEN

Colibiogen ®: Zellfreie Lösung aus lysierten Escherichia coli, Stamm Laves (enthält keine lebensfähigen Bakterien); nach Packungsbeilage indiziert als Schleimhaut- und Immuntherapeutikum

Hylak ® und Hylak ® plus: Stoffwechselprodukte von Lactobacillus helveticus; (enthält keine lebensfähigen Bakterien); nach Packungsbeilage indiziert zur Unterstützung der Darmfunktion, bei Durchfall und Vertsopfung

Prosymbiolfor ®: steriles Autolysat von Eschirichia Coli + Enterococcus faecilis; (enthält keine lebensfähigen Bakterien)

Synerga ®: zell- und eiweißfreies Präparat das aus den Stoffwechselprodukten des Escherichia coli Stamm Laves (enthält keine lebensfähigen Bakterien); nach Packungsbeilage zugelassen zur Therapie von allergischen Erkrankungen

Urovaxom: Präparat mit Eschirichia Coli zur Immunstabilisierung bei rezidivierenden Blasenentzündungen; Wirkung umstritten
Nebenwirkungen: allergische Reaktionen wahrscheinlich [15]

Bronchovaxom ®: lyophilisierter Bakterienextrakt aus Hämophilus influenzae, Diplococcus pneumoniae, Klepsiella pneumoniae and ozenae, Staphylococcus aureus, Streptococcus pyogenes and viridans, Neisseria catarrhalis; nach Packungsbeilage zur Immunstärkung bei rezidivierenden Infekten der oberen Luftwege; (enthält keine lebensfähigen Bakterien)
Nebenwirkungen: allergische Reaktionen mit Hauterscheinungen bis Quinkeödem und asthmatische Reaktionen, Gelenkschmerzen Iimmunreaktion?) [15]
Kontraindikation: bei Autoimmunerkrankungen; bei Allergien auf die Inhaltsstoffe

 

MIKROBIOLOGISCHE THERAPIE während ZYTOSTASE und BESTRAHLUNG
(entnommen aus "Naturheilkundliche Krebstherapie" Kai Kröger Verlag)

Während der Chemo- oder Strahlentherapie erhofft man sich von der mikrobiologischen Therapie, das Allgemeinbefinden des Patienten zu verbessern und die Darmschleimhaut und das Immunsystem zu schützen [2, 3].
Bei den gastrointestinalen Nebenwirkungen und zur Vorbeugung von Schleimhautschäden bei Chemotherapie und Bestrahlung wurden in Studien positive Effekte durch die Gabe eines Präparates mit nicht lebensfähigen Keimen (Colibiogen) gesehen [2].
Die besten Erfolge lassen sich erhoffen, wenn mit der mikrobiologischen Therapie schon vor der Chemo- oder Bestrahlungstherapie begonnen wird, oder zumindest so lange noch keine Immunstörungen und keine Mukositis vorliegt. Hat die Chemotherapie jedoch das Immunsystem schon geschwächt (Leukopenie), und/ oder ist eine Mukositis nachweisbar, sollten, wie in oben erwähntem Beispiel, nur Präparate mit nicht vermehrungsfähigen Keimen verwendet werden, und bei Verträglichkeit nehme der Patient kleine Mengen von Joghurt mit Bifidus- bzw. Laktobakterien, um bei Immunsupression nicht dem Vorwurf einer möglichen Superinfektion des Darmes ausgesetzt sein zu müssen.
Generell wird aber bei schon bestehender Mukositis die Unterstützung durch orthomolekulare Medizin im Vordergrund stehen, um Immunsystem und Darmmukosa wieder aufzubauen.

MIKROBIOLOGISCHE THERAPIE und KLASSISCHE HOMÖOPATHIE
Die Mikrobiologische Therapie ist mit der klassischen Homöopathie sehr gut kombinierbar, und hier handelt es sich auch um eine einfach anwendbare, natürliche und nicht übermäßig teure Therapie.

LITERATUR zur MIKROBIOLOGISCHEN THERAPIE

1. Buts JP: Twenty-five years of research on Saccharomyces boulardii trophic effect: updates and perspecitves. Dig Dis Sci 54: 15-18; 2009
2. Pfeifer B., Preiß J., Unger C.: Onkologie integrativ. Elsevier Urban u. Fischer, München 2006
3. Rusch V.: Mikrobiologische Therapie und Probiotika. In: Beuth J, Grundlagen der Komplementäronkologie. Hippokrates 2002
5. INFORMATIONEN aus PRDUKTBROSCHÜREN der PHARMAINDUSTRIE
  5a. Lactobact omni FOS: Produktbeschreibung von Lactobact omni FOS, HLH Biopharma; 2005
  5b. ucb Schwarz Pharma: Produktionformationen zu Saccharomyces boulardii (Perenterol®) mit Literaturzusammenstellung  Oktober 200

6. de Vrese M, Schrezenmeir J: Probiotics, prebiotics, and synbiotics; Adv Biochem Eng Biotechnol. 111:1-66; 2008 7. Borruel N et al: Increased mucosal tumour necrosis factor alpha production in Crohn's disease can be downregulated ex vivo by probiotic bacteria; Gut. 2002 Nov;51(5):659-64
8. Hickson M et al: Use of probiotic Lactobacillus preparation to prevent diarrhoea associated with antibiotics: randomised double blind placebo controlled trial. BMJ. 2007 Jul 14; 335 (7610) : 80;  2007
9.  Giovannini M el al: A randomized prospective double blind controlled trial on effects of long-term consumption of fermented milk containing Lactobacillus casei in pre-school children with allergic asthma and/or rhinitis. Pediatr Res. 2007 Aug;62(2):215-20.
10. de Vrese et al: Probiotic bacteria reduced duration and severity but not the incidence of common cold episodes in a double blind, randomized, controlled trial. Vaccine. 10;24(44-46):6670-4; 2006
11. Betsi GI et al: Probiotics for the treatment or prevention of atopic dermatitis: a review of the evidence from randomized controlled trials; Am J Clin Dermatol;9(2):93-103; 2008
12. Isolauri E: Probiotics use in allergic disorders:  Nutrition, Allergy, Mucosal Immunology, and Intestinal Microbiota (NAMI) Research Group Report; J Clin Gastroenterol.;42 Suppl 2 : 91-6; 2008 Jul
13. Meurer S: Thieme Referscher-Ernährungsmedizin: Probiotika in Prophylaxe und Therapie; Thieme-Verlag 2006
14. Zopf Y, et al: The Differential Diagnosis of Food Intolerance; Dtsch Arztebl; 106(21): 359-69; 2009
15. Arzneitelegramm: Bakterienlysate (Broncho-vaxom, Uro-vaxom, Solco Urovac); 27-28; 3 / 1990 http://www.arznei-telegramm.de/html/1990_03/9003027_01.html
16. Yan F, Polk DB: Probiotics: progress toward novel therapies for intestinal diseases; Current Opinion in Gastroenterology. 26 (2) : 95-101, March 2010.
17. Zopf Y: Nahrungsmittelunverträglichkeiten; Unvadisacademie MSD Nov. 2011