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INFORMATIONEN ZU HOMOEOPATHY UND NATURHEILKUNDE
und
naturheilkundlich unterstützender Krebstherapie

von Dr. med. Johann Josef Kleber

 

 

SOJA  (Tofu)
SOJA  ISOFLAVONE (Genistein, Daidzein)
von JJ Kleber Dez 2010

BESCHAFFENHEIT: Soja ist eine in Südostasien wachsende Bohnenart, die dort seit über 5000 Jahren als Nahrungsmittel verwandt wird (gekochte Bohnen, Soja-Milch, Tofu = Soja-Quark = geronnenes Sojaeiweiß, vergorener Tofu entsprechend dem Käse unserer Länder). Nach  Europa wurde Soja erst im 17. Jahrhundert und in die USA im 18. Jahrhundert importiert [3]. Sojabohnen sind nur gekocht genießbar; rohe Sojabohnen sind wie alle Hülsenfrüchte für den Menschen und die meisten Tiere giftig und verursachen je nach Menge unter anderem Darmkrämpfe und schwere bis  blutige Durchfälle.
Soja enthält wertvolles Pflanzen-Eiweiß mit allen essentiellen Aminosäuren, Soja-Öl und die für dieses Kapitel besonders wichtigen Isoflavone Genistein und Daidzein, die als sogenannte Phytoöstrogene auf köpereigene Östrogenrezeptoren einwirken [3,4,5].

Inhaltsstoffe: in 100g Sojabohnen sind ca. 100-140 mg Isoflavone enthalten [1,3].
Reife getrocknete Soja-Samen enthalten außerdem bis 9 % Wasser, 30-50% Eiweiß,      13-24% Öl (ca. 7% Linolensäure, 50% Linolsäure, 20% Ölsäure), 14-34% Kohlehydrate (u.a. Glukose, Galaktose, unverdauliche Stachyose und Raffinose), bis 6% Rohfaser und unlösliche Zellulose und Pektin, bis 6,5% Mineralien, Lezithin und das Phospholipid Phytinsäure = Inositol [3,4,5]

 

WIRKUNG
Isoflavone Genistein und Daidzein: diese Isoflavone wirken antioxidativ und haben milde  östrogene Effekte (Phytoöstrogene); man vermutet eine milde Stimulation der Östrogenrezeptoren bei Abwesenheit von Östrogen und eine Schutzwirkung vor Überstimulierung der  Östrogenrezeptoren bei Überangebot von Östrogen (z.B. bei  vermindertem Östrogenabbau); die Schutzwirkung erklärt sich durch Blockade etlicher Östrogenrezeptoren vom nur mild stimulierenden Phytoöstrogen, so dass das stärker wirkende echte Östrogen nicht mehr an den Rezeptor binden kann. Aber Stimulation, wie Blockade der Östrogenrezeptoren sind wissenschaftlich nicht sicher bewiesen (Evidenzklasse C = unsichere wissenschaftliche Hinweise) [3].
Es gibt aber viele Berichte, dass diese milde Östrogenwirkung klimakterische Beschwerden und eventuell postmenopausale Osteoporose bessert (Dosierung um 100 mg/d) und in Populationen mit hohem Sojaverbrauch Mamma- und Prostata-Karzinome seltener sind [u.a. 1,2]
Wegen der möglichen stimulierenden Wirkung auf Östrogenrezeptoren sollen aber als Phytoöstrogen wirksame Isoflavone nicht bei Patienten mit östrogenempfindlichen Tumoren (Mamma, Ovar, Uterus) angewandt werden, vor allem nicht wenn der Östrogen-Wirkung durch schulmedizinische Therapie entgegengewirkt wird.

Phytinsäure = Inositol wirkt als Antioxidans, bindet Schwermetalle (Chelatbildner) und dient als wichtiger Informationsüberträger in der Zelle (second messanger). Inositol scheint einige psychische Störungen (Depressionen, Zwangsstörungen) positiv beeinflussen zu können und hat eventuell positive Effekte bei Diabetes, Krebs, Morbus Parkinson [5].

Soja-Öl ist nach den Ansichten der modernen Diätetik kein besonders empfehlenswertes Öl; es ist reich an Omega-6-Fettsäuren (ca. 50% Linolsäure) und arm an Omega-3- Fettsäuren (< 10% Linolensäure) und hat so nicht die die entzündungshemmende und gesundheitsfördernde Wirkung der Omega-3-Fettsäuren [5].

Kohlehydrate: während die leicht verdaulichen Kohlehydrate der Sojabohne (z.B. Glucose und Galaktose) keine Beschwerden verursachen, können die langkettige Stachyose und Raffinose im menschlichen Darm nicht oder nicht ausreichend gespalten und verdaut werden und können so bei Überdosis durch bakterielle Vergärung im Dickdarm Blähungen, Völlegefühl bis Blähungskoliken verursachen. In geringer Menge sind diese Kohlehydrate aber ein guter Nährboden für die darmfreundlichen Bifidusbakterien (siehe Darmsanierung)
In Tofu-Produkten (Soja-Eiweiß) sind keine dieser unverdaulichen Kohlehydrate vorhanden und so treten hier auch keine Magendarm-Beschwerden auf [5]  .

INDIKATIONEN
DIARRHÖ und DARMPROBLEME: Soja reiche Ernährung bei Kleinkindern (6 Mon - 3 Jahre) erniedrigte die Häufigkeit kindlicher Diarrhö (Evidenzklasse B, positive scientific evidence); für den der positiven Effekt von Soja-Produkten auf Darmprobleme von Jugendlichen und Erwachsenen (funktionelle Darmbeschwerden, entzündliche Darmerkrankungen wie Morbus Crohn, Colitis) bestehen Hinweise, die aber wissenschaftlich nicht bewiesen sind (Evidenzklasse C = unsichere wissenschaftliche Hinweise) [3,5].
HYPERCHOLESTERINÄMIE: die cholesterinsenkende Wirkung von Soja reicher Ernährung ist wissenschaftlich bewiesen (Evidenzklasse A = strong positive scientific evidence) [3]; ob dieser cholesterinsenkende Effekt auch durch die Soja-Isoflavone verursacht ist, und ob ein positiver Effekt auf Artheriosklerose ist wissenschaftlich nicht sicher bewiesen [3], aber wahrscheinlich.
KLIMAKTERIUM-Beschwerden: Soja-Produkte und die darin enthaltenen Isoflavone  bessern  klimakterische Beschwerden [1,2], und auch durch Menses verursachte Migraine; auch diese Effekte sind nicht durch wissenschaftliche Studien sicher bewiesen (Evidenzklasse C) [3].
KREBS: etliche epidemiologische Arbeiten geben Hinweise, dass an Soja reiche Ernährung die Erkrankungshäufigkeit an Prostata- und Brustkrebs, aber auch an Kolon-Krebs senkt; in Studien ist diese vorbeugende Wirkung aber bisher nicht bewiesen (EvidenzklasseC) [3]. Vor allem für Mamma- und Prostatatumore gilt die vorbeugende Wirkung (Soja-Isoflavone stimulieren Tumoröstrogenrezeptoren weniger als Östrogene und mindern so überschießende Östrogenwirkungen am Tumorrezeptor). Bei schon bestehendem Mamma-Karzinom und anderen östrogenempfindlichen Tumoren (Mamma, Ovar,Uterus) sind dagegen alle phytoöstrogen-wirksamen Isoflavone wie auch Genistein und Daidzein kontraindiziert wegen der möglichen stimulierenden Wirkung auf Östrogenrezeptoren. Dies gilt um so mehr, wenn schulmedizinische antiöstrogen behandelt wird.
OSTEOPOROSE: ein durch den Östrogeneffekt positiver Einfluss der Isoflavone auf das Knochenwachstum mit Verminderung der Osteoporose ist sehr wahrscheinlich durch epidemiologische Daten und kleinere Studien (Einnahme ca. 80 mg Isoflavone pro Tag)    [z.B.1],  konnte aber bisher wissenschaftlich nicht sicher bewiesen werden (Evidenzklasse C) [3].
Keine wissenschaftlichen Hinweise für positive Wirkungen von Soja-Produkten oder der darin enthaltenen Isoflavone Genistein und Daidzein liegen für viele Krankheiten vor, für die diese Produkte beworben oder empfohlen werden: Anorexie, Antiaging, Arthritis, ADHS, Nierenerkrankungen, diabetische Neuropathie, Erkrankungen des Immunsystems, chronische Hepatitis und andere [3].
Gleichermaßen liegen aber auch keine Hinweise für schädliche Wirkungen von Soja-Produkten bei bestimmten Krankheiten vor (außer antihormonell behandelte Östrogen sensible Tumore), so dass eine an Soja-Produkten reiche Ernährung sicher viel mehr Vorteile, als Nachteile bringt und mit Sicherheit einer Therapie mit Östrogenen vorzuziehen ist.

KONTRAIDIKATIONEN: rohe Sojabohne sind wie alle rohen Bohnen (Fabaceae) giftig und verursachen zumindest heftige Magen-Darm-Beschwerden.
Alle Phytoöstrogene so auch Genistein und Daidzein sind bei Patienten mit östrogenempfindlichen Tumoren (Mamma, Ovar, Uterus) kontraindiziert, vor allem wenn die Östrogen-Wirkung durch schulmedizinische Therapie antagonisiert wird.
Bei Allergien gegen Soja und Sojaeiweiß dürfen keine Sojaprodukte genommen werden; bei Laktose-Intoleranz oder Milch-Allergie ist Soja das ideale Milchaustausch-Produkt. Unverträglichkeit oder Allergie gegen Milch und Soja ist möglich.

DOSIERUNG: sicher wissenschaftlich begründete Dosierungs-Empfehlungen bestehen nicht.
Die meisten Studien wurden durchgeführt mit langzeitiger (bis 1 Jahr) Einnahme von         40-120 mg / Tag Soja-Isoflavone oder der entsprechenden Menge
sojahaltiger Nahrungsmittel ab 100 g/ Tag. [1,3]

BEURTEILUNG: Da in Sojaprodukten nicht nur die Isoflavone (Genistein, Daidzein) gesundheitsfördernd sind, sondern generell bei gesunder Ernährung hochwertiges pflanzliches Eiweiß dem tierischen vorgezogen werden soll und andere Bestandteile der Sojabohne wie z. B. die Phytinsäure (Inositol), Lezithin  ebenfalls gesundheitsfördernd und eventuell antikanzerogen wirken, würde ich eine Ernährung mit Soja haltigen Lebensmitteln (z.B. 1 Liter biologische Soja-Milch pro Tag aus sicher genfreiem Soja) der Einnahme von pharmazeutischen Naturheil-Präparaten vorziehen.
Zur Cholesterin-Senkung und Prävention der Artheriosklerose ist sicher eine Ernährung mit Soja einem pharmazeutischen Präparat überlegen, ad hierfür die Gesamtheit der Soja-Inhaltsstoffe und der Ersatz von tierischem Eiweiß durch pflanzliches besonders wichtig ist.

In wie weit eine Ernährung mit soja-haltigen Lebensmitteln bei Östrogen-Rezeptor positiven Tumoren eingeschränkt werden soll, ist wissenschaftlich nicht klar und sollte mit dem behandelnden Onkologen besprochen werden.

Andere Bohnen, und auch andere essbare Hülsenfrüchte (Fabaceae) wie z. B. Erbsen und Linsen haben prinzipiell ähnliche gesundheitsfördernde Bestandteile (auch Isoflavone), wenn auch in anderen Konzentrationen und teils anderer Zusammensetzung; jedoch sind diese Nahrungsmittel viel weniger untersucht, so dass ihr gesundheitlicher Nutzen noch weniger wissenschaftlich belegt ist; jedoch kann bei jahrtausendelanger Verwendung als wichtiges Nahrungsmittel mit Sicherheit vermutet werden kann, dass eine Ernährung reich an Hülsenfrüchten (Indien, Süd-Ost-Asien, Afrika) gesünder ist als unsere Fleischreiche Kost und gesünder und billiger als der Verzehr pharmazeutischer Einzel-Substanz- Präparate.

 

LITERATUR
1. Bruer et al: Phytoöstrogene in der Therapie klimakterischer Beschwerden Gynäkologie (6) 2001
2. Briese V: Phytoöstrogene, in der Prävention des Mamma-Ca und klimakterischer Beschwerden; Gynäkologie 2000, 33: 28-35
3. Natural Standard: Soy Natural Standard Professional Monograph 2010; www.naturalstandard.com
4. Wikipedia: zu Sojabohne, Tofu; www.wikipedia.de  Dez. 2010
5. Wikipedia: zu Soy, Soybean oil, Phytic acid www.wikipedia.org